Saint Estéphe
Saint-Estèphe (okzitanisch Sent Estefe) ist eine kleine Gemeinde mit ca. 600 Einwohnern. Die Ursprünge gehen bis in die Bronzezeit zurück. Ausgedehnte Wälder bedeckten den größten Teil der Gegend. In der Antike entwickelte sich nach und nach der Weinbau. Trotz großer Konflikte im Mittelalter und unter dem „Ancien Régime“, entwickelte sich der Weinbau qualitativ weiter und begründete den bis heute andauernden guten Ruf der Châteaux und ihrer Weine.
Auch wenn nur fünf der Châteaux 1855 den Rang eines 5ème Grand Cru Classé erhalten haben, so kamen doch inzwischen noch 36 „Cru Bourgeois“ hinzu. Die Appellation Saint-Estèphe umfasst ca. 1200ha, die zu 60 Châteaus gehören.
Saint-Estèphe ist inzwischen die Hauptstadt des Weintourismus im Médoc.
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Geographische Lage, Klima und Terroir
Saint-Estèphe, die nördlichste der großen Gemeindeappellationen mit klassifizierten Weingütern, liegt rund 70 Kilometer von Bordeaux entfernt im Médoc am Mündungstrichter der Gironde. Die Appellation wird im Osten von der Gironde, im Süden durch den Jalle du Breuil begrenzt. Im Westen grenzt die Appellation an die Orte Cissac und Vertheuil und im Norden an Saint-Seurin-de-Cadourne.
Klima
Die Gironde beeinflusst das Klima massgeblich, ebenso wie der nahe Atlantik und seine Winde.
Terroir
Die Gesteinsschichten des Terroirs stammen aus unterschiedlichen geologischen Zeitaltern. Man unterscheidet hier drei angeschwemmte Terrassen. 2/3 der Böden bestehen aus grobem Kies, Quarz, Quarzit mit Sand und Ton und in manchen Bereichen auch ausgelbem Lehm. Diesen Bereich nennt man Terrasse 3. Sie liegt im Bereich Saint-Estèphe bis Château Cos und zwischen Pez und Rochet.
Terrasse 4 liegt zum Ufer der Gironde hin und ist vor ca. 500.000 Jahren entstanden. Die Böden bestehen aus gelblich-braunem in Kies eingelagertem Ton. Hier liegen Château Meynes und Château Montrose.
Terrasse 5 ist ca. 300.000 Jahre alt und liegt nahe am Ufer vom Mündungstrichter der Gironde ausgehend. Das Terroir besteht aus dem als „Calcaire de Saint-Estèphe“ (Kalkstein).
Weinregionen
Saint-Estèphe – Understatement am linken Ufer
Im Vergleich zu den Nachbarappellationen, wo zu jedem Weingut ein prächtiges Herrenhaus gehört, geht wirkt es hier etwas provinziell zu. Saint-Estèphe als Handelshafen des Médoc ist von jeher ländlicher geprägt: ca. 1.300ha Weinberge an zum teil steilen Hängen, bewaldete Parkanlagen und eher unscheinbare Weingüter.
Bei der Klassifizierung von 1855 erhielten nur fünf Weingüter den Grand Cru Classé Status. Heute sind die meisten Châteaus Cru Bourgeois klassifiziert.
Die Grundlagen für den Weinbau im Médoc sollen auf Château Meyney (südlich von Saint- Estèphe) bereits von den Römern geschaffen worden sein. Im 17. Jahrhundert spezialisierten sich die hier ansässigen Mönche auf den Weinbau. Das Château gilt als Vorreiter der modernen Weinwirtschaft.
- Château Meyney 50ha (Zweitwein: Prieur de Meyney.)
Château Montrose liegt südlich auf einer Terrasse (ursprünglich mit Rosen bewachsenes Heideland). Heute ist das Weingut der Inbegriff für Spitzenweine von Saint-Estéphe (Böden aus Ton und Sand).
- Château Montrose 72ha (Zweitwein: Dame de Montrose)
Haut-Marbuzet, auf einer Kuppe, und German im Tal bilden zusammen eine Gemeinde mit den Châteaux:
- Château Haut-Marbuzet 76ha (Weitere Weinmarken: Château Mac-Carthy; Château Tour de Marbuzet; Château Chambert-Marbuzet)
- Château La Croix de Marbuzet 7,5ha (Zweitwein: Château Sigognac)
- Château Le Crock 33ha (Zweitwein: Château la Croix Saint-Estèphe)
Gemeinde Cos, südlich von Marbuzet-German, hier liegen die Grand Cru Classé Châteaux mit imposanten Gebäuden, die Böden verfügen über eine sehr gute Drainage:
- Château Cos d'Estournel 2ème Grand Cru Classé 91ha (Zweitwein: Les Pagodes de Cos) exotischer Baustil, ähnelt einem indischen Tempel.
- Château Labory 5ème Grand Cru Classé 18ha (Zweitwein: Charme de Cos Labory) Gebäude mit einer opulenten Fassade, war über mehrere Generationen im Besitz der Familie Audoy.
Süden und Westen
Zur östlich gelegenen Gemeinde Blanquet gehören:
- Château Lafon-Rochet. 4ème Grand Cru Classé mit 45ha, deren Böden meist aus
Felsen (Roches) bestehen
- Château Andron Blanquet Cru Bourgeois mit 16ha (Zweitwein Château Saint Roch)
- Château Lilian Ladouys Cru Bourgeois 47ha, deren Böden meist aus weißem Kalkstein und Schwemmland besteht (Zweitwein La Devise de Lilian und Château La Roussilière)
- Domäne L’Hopital de Mignot mit drei Weingütern (Cru Bourgeois): ChâteauCoutelin-Merveille, Château Haut-Laborde, Château Martin, deren Böden aus sandigem Lehm-Mergl und Kalk, Tonigem Kalkgestein und im Tal aus Sand bestehen.
- Château Tour de Coutelin
Im Zentrum des Weinbaugebietes liegt der Ort Leyssac mit den Châteaux:
- Château Clauzet 23ha
- Château La Commanderie 16,5ha
- Château La Haye 11ha
- Château La Rose Brana 32ha (Zweitweine: La Rose Saint-Estèphe, Château Rocher Coutelin)
- Château L'Argilus du Roi 5ha (Zweitwein: Gros Caillou)
- Marquis de Saint-Estèphe 41,5ha (Zweitwein: Château Léo de Prades)
- Château Plantier Rose 9,5ha
- Château Pomys 12ha Als Besonderheit gilt der Vin Rosé „Fleur de Poumeys“
- Château Saint-Estèphe, S.A. Arnaud 13ha
westlich von Leyssac liegt Brame-Hame. Ein kleiner Ort mit den Châteaux:
- Château Brame Hame 0,5ha
- Château Tour Saint-Fort 14,2ha
- Château Remandine 3,6ha
- Château Lavillotte 11ha (Zweitweine: Domaine de la Ronceray, Château Le Meynieu)
- Château De Côme 7ha
Der Nordwesten
Die Orte Aillan
- Château Serilhan 25ha (Zweitwein: Château Moutinot und Château Real)
Pez, mit den Châteaux:
- Petit-Bocq 18ha
- de Pez 38ha
- Les Ormes de Pez 40ha
- Tour de Pez 32ha (Zweitweine: Les Hauts de Pez, Tour de Pez und Les Hauts de Tour de Pez)
hier ansässige Weingüter:
- Tour des Termes 25ha (Zweitweine: Préface de Tour des Termes, Château Saint-Corbian und Château Haut-Baradieu)
- Beau-Site Haut-Vignoble 19,5ha
- Haut-Coteau 19,5ha
Beau-Site 25ha (Zweitwein: Château Haut-Vignoble Seguin)
- (ganz im Norden) Le Boscq 18ha (Zweitwein: Héritage de Le Boscq)
Der Nordosten
Das Gebiet Calon liegt westlich der Ortschaft Saint-Estèphe mit dem berühmten
- Château Calon-Ségur 55ha
Um Saint-Estèphe herum liegen in den Gemarkungen: Garamey, Lacroix, Picard, Canteloup und Fontaugé die Châteaux:
- Château Valrose 5ha
- Château Domeyne 8,5ha(Zweitwein: Château Saget)
- Château Haut-Beauséjour 20ha
- Château Picard 8,25ha (Zweitwein: Family Reserve Saint-Estèphe)
- Château Bel-Air 5ha(Zweitwein: Château Les hauts de Baradiou)
- Château Capbern Gasqueton 38ha
Landestypische Rebsorten und Weinstil
Ungefähre Verteilung der angepflanzten Rebsorten im Gebiet Saint Estèphe:
- 49.35% de Cabernet Sauvignon
- 43.20% de Merlot
- 4% de Cabernet Franc
- 3,20% de Petit Verdot
- 2.50 Ha de Cot
- 0.50 Ha de Carmenère
Die alle in diesem Gebiet ihren bevorzugten Boden gefunden haben bzw. an die Vielfalt der Böden angepasst sind.
Cabernet Sauvignon ist die traditionelle Hauptrebsorte. Er bevorzugt warme Böden, die aus tiefem wasserdurchlässigem Kies bestehen. Aufgrund der tiefen Wurzeln ist die Rebsorte resistent gegen Trockenheit. Die Weine verleiht Cabernet Sauvignon dunkle Farbe, Komplexität, Finesse und Aromen von dunklen Früchten sowie Lakritz und Minze.
Aufgrund des hohen Anteils in Cuvées benötigen die Weine oft eine Reifezeit von 8 – 20 Jahren, um ihr gesamtes Potential zu entwickeln.
Merlot ist früher reif ist als Cabernet Sauvignon und bevorzugt kalkhaltige Lehmböden da er Feuchtigkeit gut verträgt und nur dort sein gesamtes Spektrum entfalten kann. Lehm-Kiesel-Böden sind in Saint-Estèphe oft zu finden, was den hohen Anteil an Merlot erklärt. Merlot verleiht den Weinen Weichheit sowie die Aromen von roten Früchten, Pflaumen, Feigen und im Laufe der Reife auch Röstnoten.
Cabernet Franc, älteste der Bordeaux Rebsorten, ist die komplementäre Rebsorte par excellence, die sich sowohl auf Lehm- und Kieselböden als auch auf Lehmböden mit einem Kalkuntergrund heimisch fühlt. Eine frühreifende Rebsorte mit eleganten Tanninen, die den Weinen die Frische von Himbeeren und Veilchen sowie viel Frische und lange Lagerfähigkeit verleiht.
Petit Verdot ist eine spätreifende Minderheitsrebsorte, die eher auf tiefgründigen Böden mit etwas Schiefer angepflanzt wird, da dort die notwendige Feuchtigkeit vorhanden ist. Die für diese Region typische Rebsorte verleiht den Weinen ihre intensive Farbe, etwas Säure und den Duft von Veilchen bzw. schwarzen Früchten.
Malbec und Carménère sind ebenfalls Minderheitsrebsorten, die nur auf kleinen Flächen angebaut werden und in winzigen Anteilen bei der Assemblage verwendet werden.
Malbec kennt man auch unter dem Namen Côt bekannt. Die Weine erhalten durch ihn Weichheit, Farbe und Tannin.
Carménère, eine Kreuzung aus Cabernet Franc und großem Cabernet, gibt den Weinen intensive Farbe und Tannin sowie Aromen von Früchten und Gewürzen.
Die Weine aus dem Saint Estèphe sind das Ergebnis einer sehr präzisen Zusammenstellung, bei der die Typizität der unterschiedlichen Rebsorten eine große Rolle spielt. Die Kunst besteht darin welche Rebsorte mit welchem Prozentsatz verwendet wird, um die bestmögliche Cuvée zu erreichen. Ein „Spiel“ das von Jahrgang zu Jahrgang variiert.
Im Unterschied zu den anderen Weinen der Médoc-Halbinsel empfinden viele die Weine von Saint-Estèphe als säurehaltiger, kräftiger und strenger. Es besteht die Tendenz zu einem höheren Merlot-Anteil bei der Assemblage, damit die Weine runder, süffiger und früher trinkreif sind.